Diese Begegnung schwerpunktmäßig digital ersetzen zu wollen, ist auf lange Sicht keine gute Idee. Denn die Identität und die Persönlichkeit eines Unternehmens leben durch die Begegnungen der Menschen, die darin arbeiten. Wenn Sie also das Unternehmen stärken wollen, kommen Sie als Entscheider oder Führungskraft an der Beziehungsebene nicht vorbei. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter:innen und Führungskräfte das Spannungsfeld von ICH und WIR immer wieder aushandeln dürfen. In den Diskussionen von New Work, Homeoffice und Life-Balance erlebe ich häufig – nach meinem Geschmack zu häufig – die Perspektive des ICH: Was tut mir gut? Was brauche ich, um mich wohlzufühlen? Was sind meine Bedürfnisse als Individuum?
Was im Diskurs zu kurz kommt, sind folgende Fragen:
- Was braucht das Unternehmen?
- Wie halten WIR es lebendig und frisch?
- Wie und von wem bekommen WIR Rückenwind und Loyalität, um wieder die Organisation zu stärken?
Wir sollten nicht vergessen: Das Unternehmen zahlt. Für mich sind eben Organisationen auch Persönlichkeiten mit Bedürfnissen. Wer schaut danach? Ich meine jetzt nicht den Blick über Zahlen und Daten. Ich spreche über die emotionale und soziale Befindlichkeit von Systemen. Genau da kommt das WIR in den Fokus. Die Unternehmensgemeinschaft, die die Organisation immer wieder neu kreiert. Wieviel Denk‑, Gesprächs- und Handlungsraum erhält das WIR? Für mich steht fest: Dauerhafter Wohlstand entsteht nur durch Kooperation, nur im und durch das WIR. Und allein, um dieses WIR zu spüren und ernst zu nehmen, lohnt es sich, regelmäßig die eigenen vier Wände, die ja meist auch die individuelle Komfortzone beschreiben, physisch, mental und emotional zu verlassen.