Vom Fundament zur Umsetzung
Durch die Beobachtung der Situation und die Identifikation unserer Gefühle gewinnen wir Klarheit bezüglich unserer Bedürfnisse. In diesem Zusammenhang ist es hilfreich sich vor Augen zu führen, dass all unsere Handlungen dem Ziel unterliegen, ein Bedürfnis zu erfüllen. Bedürfnisse korrespondieren mit unseren Gefühlen und sind abstrakter und positiver Natur. Während manche Bedürfnisse von Mensch zu Mensch variieren, teilen alle Menschen bestimmte Grundbedürfnisse, wie beispielsweise das Bedürfnis nach Nähe.
Die Bedürfnisbefriedigung bringt uns allerdings zu ihrer Schattenseite, der Strategie. Es ist das Mittel zum Zweck und darf für eine saubere, gewaltfreie Kommunikation eben nicht mit dem Bedürfnis an sich verwechselt oder vermischt werden. Strategien kann man daran erkennen, dass man sie beispielsweise tun, anfassen oder messen kann, während das Bedürfnis (bspw. nach Nähe) etwas Abstraktes bleibt.
Um das abstrakte, identifizierte Bedürfnis nun in die Realität zu bringen, haben wir die Möglichkeit, unseren Wunsch in Form einer Bitte zu äußern. Dies ist die finale Stufe der GFK. Das ausschlaggebende Merkmal der Bitte ist die Augenhöhe, auf der sie geäußert wird. Es ist diese Basis, die den Unterschied zwischen einer Bitte und einer Forderung ausmacht. Eine Forderung bringt nämlich immer, wenn auch nur sehr subtil, den Zwang sich ihr zu fügen. Es ist die Möglichkeit der problemlosen Ablehnung einer Bitte, die eine Kommunikation auf Augenhöhe erkennbar werden lässt.
Während wir jedes Bedürfnis eines Menschen verstehen können, müssen wir uns nicht zwingend damit einverstanden erklären. Das Verständnis korrespondiert daher mit den Bedürfnissen, wohingegen Einverständnis das Resultat einer Bitte darstellen kann. Hier können wir uns den Einfluss der zweiten Säule der GFK noch einmal verdeutlichen: Empathie. Es ist die empathische Haltung, die uns beispielsweise die Angst des Gegenübers verstehen lässt, aber uns nicht dazu zwingt mit ihm einverstanden zu sein.