Vier Fragen machen den Unterschied
Immanuel Kant hat vier wichtige Fragen gestellt:
1. Was kann ich wissen?
2. Was soll ich tun?
3. Was darf ich hoffen?
4. Was ist der Mensch?
Immanuel Kants fundamentale Fragen sind auch für moderne Leader und Manager:innen in Unternehmen von großer Bedeutung. Sie bieten einen Rahmen, der hilft, Führung mit ethischen Überlegungen und einer tieferen Reflexion über die menschliche Natur und unternehmerische Verantwortung zu verbinden.
Wie könnte eine moderne Führungskraft diese Fragen im Geiste Kants angehen?
Wie könnte eine moderne Führungskraft diese Fragen im Geiste Kants angehen?
1. Was kann ich wissen?
Dies bezieht sich auf die Grenzen und Möglichkeiten der Erkenntnis im geschäftlichen Kontext. Manager:innen können diese Frage nutzen, um die Wichtigkeit von Daten, Fakten und evidenzbasierter Entscheidungsfindung zu betonen. Sie erkennt an, dass Wissen dynamisch ist und fordert eine kontinuierliche Lernbereitschaft und Offenheit für neue Erkenntnisse. In der Praxis bedeutet dies, sich ständig mit der sich wandelnden Marktlandschaft, den technologischen Entwicklungen und den Bedürfnissen der Mitarbeitenden auseinanderzusetzen. Ich bin der festen Überzeugung, dass Kant die Kultur von „Retros“ zielführend gefunden hätte.
2. Was soll ich tun?
Diese Frage bezieht sich auf die ethischen Grundlagen des Handelns. Kant würde hier die Bedeutung von Prinzipien und des kategorischen Imperativs betonen: Entscheidungen sollten nicht nur auf der Grundlage von Profit oder Effizienz getroffen werden, sondern auch ethische Überlegungen und die Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf alle Stakeholder – Mitarbeitende, Kund:innen, die Gesellschaft und die Umwelt – berücksichtigen.
3. Was darf ich hoffen?
Kant sah Hoffnung im Kontext der Moralität und der ultimativen Gerechtigkeit. In der heutigen Geschäftswelt kann diese Frage dazu inspirieren, über das langfristige Wohl des Unternehmens und seiner Stakeholder nachzudenken. Führungskräfte könnten sich auf nachhaltiges Wachstum, positive gesellschaftliche Beiträge und die Förderung einer ethischen Unternehmenskultur konzentrieren. Hoffnung kann hier als treibende Kraft für positive Veränderungen und die Verfolgung größerer Ziele über den unmittelbaren Geschäftserfolg hinausgesehen werden.
4. Was ist der Mensch?
Diese Frage fordert zur Reflexion über die Rolle des Menschen innerhalb des Unternehmens und der Gesellschaft auf. Sie erinnert Führungskräfte daran, die Menschlichkeit ihrer Mitarbeiter:innen anzuerkennen, inklusive ihrer Fähigkeiten, Bedürfnisse und Ambitionen. Es geht um die Schaffung einer Arbeitsumgebung, die nicht nur produktiv, sondern auch förderlich für persönliches Wachstum und gesundheitliches Wohlbefinden ist. In der Praxis bedeutet dies, eine Kultur der Wertschätzung, des Respekts und der Unterstützung zu pflegen.
Die Anwendung Kant’scher Prinzipien im Management kann also eine umfassende, ethisch fundierte und menschenzentrierte Herangehensweise an Führung bedeuten.
Und zum Schluss: die Kant’sche Checkliste
Können Manager:innen heute konkret von Kant lernen und seine Philosophie in ihr Führungsverhalten pragmatisch integrieren? Ich finde absolut. Denn gerade, weil sich unternehmerisches Handeln heute unter höchst unsicheren und nicht vorhersehbaren Bedingungen gestaltet, ist es wesentlich, sich immer wieder auf den einzelnen Handlungsetappen selbst zu vergewissern:
- Nutze den kategorischen Imperativ als ethischen Leitfaden für Deine Entscheidungen. Ist die zugrundeliegende Handlungsmaxime (Regel) so beschaffen, dass sie als allgemeines Gesetz gelten könnte? Dies fördert ein Handeln, das nicht nur im eigenen Interesse ist, sondern auch das Wohl anderer berücksichtigt.
- Entwickle klare Werteprinzipien für Dein Team, checke, ob sie für die Gemeinschaft anschlussfähig sind, und halte Dich konsequent daran. Das bedeutet, Entscheidungen nicht nur auf Basis von Profit oder Effizienz zu treffen, sondern auch ethische Überlegungen miteinzubeziehen.
- Ermutige die Autonomie der Mitarbeiter:innen, indem Du ihnen Freiraum für eigenständiges Arbeiten und Entscheidungen im Rahmen ihrer Aufgaben bietest. Autonomie stellt sicher, dass alle Mitarbeitenden fair und gleich behandelt werden. Kants Ethik unterstreicht die Gleichwertigkeit und den inhärenten Wert jedes Individuums. Er hat das Prinzip der „Augenhöhe“ bereits vor 300 Jahren formuliert.
- Praktiziere eine offene und respektvolle Kommunikation, die jedem/jeder im Unternehmen das Gefühl gibt, gehört und wertgeschätzt zu werden. Dies steht im Einklang mit Kants Betonung des Respekts vor der Würde jedes/jeder Einzelnen.