Pflichtethik und der kategorische Imperativ
Kant’s most famous ethical rule, the categorical imperative, demands that one should act only according to that maxim which one can at the same time will to become a universal law.
Für die Verantwortlichen bedeutet dies, Entscheidungen zu treffen, die als allgemeine Richtlinie für ähnliche Situationen auch anderen dienen könnten, was zu einer verantwortungsvolleren und nachhaltigeren Geschäftspraxis führt. Ich bin der festen Überzeugung, dass Entscheidungen anders priorisiert und gewertet würden, wenn diese Reflexion bewusst, offen und im kritischen Diskurs stattfinden würde. Aus meiner Erfahrung entstehen kognitive und emotionale Dissonanzen genau dann, wenn der kategorische Imperativ nicht eingehalten wird. Wenn Wasser gepredigt und Wein konsumiert wird. Wenn mit mehrerlei Maß gearbeitet und bewertet wird. Ich erlebe genauso, wie der Respekt und die Achtung steigen, wenn Leader integer agieren, sie sich nicht schonen und sich schwierigen Entscheidungen mit einer inneren Selbstverpflichtung stellen.
Autonomie und Freiheit
Ein zentraler Punkt in Kants Ethik ist die Bedeutung der Autonomie, also der Fähigkeit des Individuums, unabhängig und selbstbestimmt zu handeln. New Work betont ebenfalls die Wichtigkeit von Autonomie am Arbeitsplatz, indem Mitarbeitenden mehr Entscheidungsfreiheit und Kontrolle über ihre Arbeit eingeräumt wird. Beide Konzepte erkennen an, dass Autonomie ein Schlüsselelement menschlicher Würde und Zufriedenheit ist. Kant sah die Autonomie des Einzelnen als Grundstein der Moralität und der menschlichen Würde. Diese Betonung der individuellen Freiheit ist bei Kant eng mit der Übernahme von Verantwortung verbunden. Für Kant geht wahre Freiheit mit Verantwortung und der Achtung der Freiheit anderer einher.
Was kann das praktisch bedeuten? Zum einen, dass Du Schnittstellen mit anderen Teams und Bereichen nicht als Einschränkung Deiner Macht und Freiheit siehst, sondern als Einladung, Gestaltungsräume gemeinsam zu öffnen.
Freiheit hat auch etwas mit dem verantwortungsvollen Öffnen und Schließen von Grenzen zu tun. Reflektiere deshalb regelmäßig, wie aufmerksam und bewusst Du oder Dein Team mit den Freiheiten und Grenzen anderer umgehen:
- Bei wem könntest Du Grenzen bewusster setzen?
- Welche Grenzen von anderen solltest Du achtsamer wahren, um ihre Freiheiten zu respektieren?
- Wo solltest Du Grenzen wieder öffnen und in einen Austausch gehen?
Gemeinschaft und Kooperation
Obwohl Kant stark den Individualismus betont, erkennt er auch die Bedeutung von sozialen Beziehungen und die Einbettung des Individuums in eine Gemeinschaft. Gerade kollaborative Arbeitsformen, wie z.B. Scrum, Kanban, Design Thinking organisieren die Arbeit in einer Weise, die die Kooperation fördern, den Gemeinschaftssinn innerhalb des Teams und der Organisation stärken und Innovation ermöglichen.
Auch hier ein Beispiel aus der Praxis: Ein CEO und ein CFO berichteten von einer für sie bedeutsamen und auch schwierigen Personalentscheidung, die sie nach reiflicher Überlegung getroffen hatten. Ich stellte ihnen zwei Kant’sche Fragen. Die eine bezog sich auf den kategorischen Imperativ: Würden beide ihre – der Entscheidung zugrundeliegenden – Maxime auch als Handlungsgrundlage für alle Führungskräfte empfehlen? Und die zweite bezog sich darauf, ob die Gemeinschaft durch die Auflösung des Vertragsverhältnisses gestärkt wurde? Beide Aspekte bestätigten sie. Insbesondere die Führungsebene nahm den Entschluss als Akt der Fairness und Erleichterung wahr: Einer Selbstoptimierung zu Lasten des Teams war ein Ende gesetzt worden. Beide Top Manager empfanden diesen Kant’schen Checkpoint im Nachhinein als überaus hilfreich und wegweisend.