Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website Megatrend: New Work – Kirsten Schrick

„Kirstens Konfekt“ – Exklusive Insights als Newsletter abonnieren

Megatrend: New Work

Megatrend: New Work

Es ist nicht weniger als die Frage nach dem, was wir mit unserem Tun und unserem Leben ange­fan­gen wollen, die hin­ter der Trans­for­ma­tion­sid­ee von New Work“ steht.

Hinzu kom­men die immer volatil­eren Rah­menbe­din­gun­gen, die uns eben­falls eine Notwendigkeit sug­gerieren, die Art und Weise unser­er Arbeitsver­rich­tung zu über­denken. Was genau ver­birgt sich aber hin­ter dem Konzept von New Work“? Warum hören wir nun schon so lange von dieser Idee, aber sehen nur einzelne wirk­liche Bemühun­gen zur Umset­zung in den Unternehmen?

Kaum ein Begriff hat die aktuelle Auseinan­der­set­zung mit dem Sta­tus-Quo der Arbeitswelt so sehr geprägt, wie New Work“. Basierend auf der Frage nach der Frei­heit des Men­schen brachte der Sozial­philosoph Prof. Frithjof Bergmann in den 1980er Jahren die Idee ein­er Neuen Arbeit“ ins Spiel. Er sah die Arbeit als einen der wichtig­sten Schlüs­sel zur Frei­heit des Men­schen an. 

Die trau­rige Real­ität ist jedoch, dass bis heute eine erfül­lende, sinns­tif­tende und selb­st­bes­timmte Arbeit Man­gel­ware zu sein scheint. Zu viele Men­schen erleben die Arbeit noch immer als eine, wenn nicht die Hauptein­schränkung ihrer Frei­heit. Warum ist New Work“ also immer noch so hoch im (Dis)Kurs, aber so sel­ten in der Real­ität zu finden?

Brauchen wir wirk­lich eine neue Art, das Leben und die Arbeit zu verbinden?

Schnel­llebigkeit, Infor­ma­tions­dichte und die Verän­derung an sich sind zum neuen Nor­ma­tiv gewor­den. Sie durchziehen alle Bere­iche unseres Lebens. Wenig über­raschend führt dies zu ein­er immer engeren Ver­schmelzung von Leben“ und Arbeit“, die wir noch allzu oft als getren­nte Entitäten zu deuten versuchen. 

Die Treiber des struk­turellen Wan­dels sind uns eben­falls wohlbekan­nt. Den­noch stellen uns die zunehmende Dig­i­tal­isierung, Kon­nek­tiv­ität und Glob­al­isierung organ­isatorisch, unternehmerisch und auch men­schlich vor große Her­aus­forderun­gen. Das Nar­ra­tiv des New Work“ soll uns also dazu befähi­gen, Chan­cen für eine nach­haltige Entwick­lung der Unternehmen, aber auch der Indi­viduen nutzen zu kön­nen. Doch wie unter­schei­det sich New Work“ von bish­eri­gen Ansätzen? Wird das Rad wieder ein­mal neu erfun­den?


New Work“ – der Inbe­griff des struk­turellen Wandels

Die bish­eri­gen Reak­tio­nen in Unternehmen auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Verän­derun­gen mün­de­ten zu oft in einem neuen Pro­gramm oder einem neuen Prozess. Diese Lösungsan­sätze boten kurzfristige Abhil­fe und befassten sich zumeist mit dem inhaltlichen Wie“ – unser­er tech­nis­chen und organ­isatorischen Art und Weise, ein­er geän­derten Aus­gangslage zu begegnen. 

Dieses Vorge­hen erwies sich als nicht nach­haltig und so manch­er Konz­ern fand sich nach vie­len Jahren der Trans­for­ma­tionsvorhaben an der­sel­ben Stelle mit star­ren Hier­ar­chien, zen­traler Pla­nung und ein­er Kul­tur der läh­menden Fehlerver­mei­dung wieder. Das New Work“-Konzept geht hier einen wichti­gen Schritt über die bish­eri­gen Ansätze hin­aus und befasst sich mit dem Wie“ auch in Bezug auf die per­sön­liche und kul­turelle Ebene der Arbeitsver­rich­tung. Die Verän­derun­gen, die wir unter New Work“ ver­ste­hen, ver­schmelzen den prozess- und organ­i­sa­tion­sori­en­tierten Wan­del mit der per­sön­lichen Entwick­lung aller Beteiligten zu einem neuen Miteinan­der und einem neuen mit-der-Arbeit“.

Die Erfas­sung der per­sön­lichen Dimen­sion im Change-Prozess macht klar, dass New Work“ keine Reform auf Knopf­druck sein kann. Vielmehr han­delt es sich um einen begleit­eten Evo­lu­tion­sprozess, der uns per­sön­lich und in Summe auch als Organ­i­sa­tion weit­er­en­twick­elt. Einen Schritt weit­er gedacht find­en wir uns mit ein­er der Kern­fra­gen unseres Seins konfrontiert: 

Was ist mein Lebenssinn und was will ich wirk­lich tun?“

Auf der Suche nach dem Sinn

Zurecht fordern die nachk­om­menden Gen­er­a­tio­nen Y und Z die bish­eri­gen Ansätze der Arbeits­durch­führung her­aus. Der Drang nach Befreiung von rou­tinemäßi­gen Auf­gaben unter Aus­nutzung aktueller Möglichkeit­en der Dig­i­tal­isierung ebnet den Weg hin zu ein­er sinns­tif­ten­den Arbeit.

Richt­en wir unseren Blick auf den New Work“-Horizont, so sehen wir eine Dichotomie aus Gemein­schaft­skreation und ein­er wirk­lich selb­st gewählten und zutief­st gewün­scht­en Arbeit. Dies sind die Aspek­te, die Mitarbeiter:innen dauer­haft an das Unternehmen binden und durch Begeis­terung zu motivieren vermögen. 

Selb­stver­wirk­lichung, Selb­st­bes­tim­mung und Selb­stver­sorgung sind die mit­tel­fristi­gen Ziele des per­sön­lichen und organ­isatorischen Wan­dels. Sie sind die Skills der Zukun­ft“, die es uns ermöglichen kön­nen, erfol­gre­ich im nicht abreißen­den Strom der naht­losen und unmit­tel­baren Infor­ma­tionsver­ar­beitung zu bestehen. 

Par­a­dig­men­wech­sel – von repet­i­tiv­en Mustern hin zur notwendi­gen Agilität

Agilität heißt das neue Zauber­wort. Das Echo dieses neuen Mantras hallt zwis­chen Man­age­ment-Präsen­ta­tio­nen und Pro­jek­t­meet­ings. Die Bewäl­ti­gung der zunehmenden Kom­plex­ität soll damit, wie von Zauber­hand her­auf­beschworen werden. 

Agilität ist die Gewandtheit, Wendigkeit oder Beweglichkeit von Organ­i­sa­tio­nen und Per­so­n­en bzw. in Struk­turen und Prozessen. Man reagiert flex­i­bel auf unvorherge­se­hene Ereignisse und neue Anforderun­gen.
Man ist, etwa in Bezug auf Verän­derun­gen, nicht nur reak­tiv, son­dern auch proak­tiv.“

(Def­i­n­i­tion gem. Gabler Wirtschaftslexikon)

Wie kann es uns also gelin­gen aus den uns so ver­traut­en, alt­be­währten, reak­tiv­en Mustern auszubrechen und uns mit der Real­ität des kon­stan­ten Wan­dels anzufre­un­den? Es braucht Neues! Neue For­men der Zusam­me­nar­beit, ein neues Ver­ständ­nis für Gemein­schaft und eine wahrhaftige Offen­heit inner­halb aller Ebe­nen eines Unternehmens sind die notwendi­gen Qual­itäten, die New Work“ zu kul­tivieren vermag.

Intellek­tuelle und struk­turell bed­ingte Dom­i­nanz soll vom empathis­chen, mul­ti­di­rek­tionalen Beziehungs­man­age­ment als Führungsnar­ra­tiv abgelöst wer­den. Spätestens jet­zt enthüllt New Work“ sein wirk­lich­es, tief­greifend­es Verän­derungspo­ten­tial. Eine so fun­da­men­tale Trans­for­ma­tion braucht neben der voll­ständi­gen und glaub­haften Par­tizipa­tion und Unter­stützung aller Führungsebe­nen auch die passende Methodik.


Ganzheitlich­er Ansatz für eine nach­haltige Veränderung

Die fer­nöstliche Philoso­phie lehrt uns seit Jahrtausenden, dass das Innere und Äußere der Dinge gemein­sam betra­chtet wer­den soll­ten. Aus diesem Grund set­zt New Work“ sowohl auf die Umgestal­tung der äußeren Rah­menbe­din­gun­gen als auch auf die Entwick­lung per­sön­lich­er (inner­er) Kom­pe­ten­zen, um eine nach­haltige Trans­for­ma­tion zu ermöglichen.

Virtuelle Räume und Co-Work­ing Spaces“ sind Beispiele für die äußeren Dimen­sio­nen des mit New Work“ ein­herge­hen­den struk­turellen Wan­dels. Er set­zt sich in den Organ­i­sa­tion­sstruk­turen fort, die auf Ver­trauen, Par­tizipa­tion und Trans­parenz hin umgestal­tet wer­den. Es sind diese Qual­itäten, die Kreativ­ität in den Mitarbeiter:innen ent­fal­ten und fördern kön­nen. Das Resul­tat spiegelt sich zum Beispiel in mehr Raum für Abwech­slung, Erhol­ung und selb­st­bes­timmtes Arbeit­en wider. 

Der Wan­del erfasst auch die bish­eri­gen Vorstel­lun­gen von star­ren Arbeit­szeit­en oder ‑klei­dung. All das ebnet den Weg für die Entste­hung ein­er gemein­schaftlichen Atmo­sphäre, die es den Indi­viduen ermöglicht, auch ihre Per­sön­lichkeit in die Auf­gaben­be­wäl­ti­gung miteinzubrin­gen und nicht nur Dienst nach Vorschrift“ zu verrichten.

Eine immer dynamis­chere Umwelt fordert uns ger­ade dazu auf, Organ­i­sa­tio­nen neu zu konzip­ieren. The­men­be­zo­gene Ein­satz­grup­pen, tem­poräre, kom­pe­tenzbasierte Zusam­men­schlüsse rel­e­van­ter Akteure und Akteurin­nen in einem Unternehmen sind die flex­i­blen Struk­turen von mor­gen. Dieser Wan­del fordert ein neues Führungsver­ständ­nis ein und ver­langt die Aus­prä­gung bish­er ver­nach­läs­sigter Führungskom­pe­ten­zen. Die hier­ar­chis­che Vorge­set­zten-Mitar­beit­er-Beziehung muss einem bidi­rek­tionalem Feed­back-basierten Dia­log auf Augen­höhe weichen. Um Mitarbeiter:innen bei ihrer Selb­stver­wirk­lichung zu unter­stützen, muss sich die Führungskraft in eine empathis­che Coach­ing-Men­tal­ität hineinen­twick­eln.


New Work needs Inner Work”

Wo Struk­turen im Außen abge­baut wer­den, bedarf es des Auf­baus dieser im Inneren. Um diesen Wan­del vol­lziehen zu kön­nen, müssen unter anderem auch Kom­pe­ten­zen delegiert wer­den. Mitarbeiter:innen sollen dazu befähigt wer­den, sich einzubrin­gen und ent­fal­ten zu kön­nen. Eine so bedeu­tende Umstel­lung kann nicht per Knopf­druck geschehen, son­dern set­zt die entsprechende Bere­itschaft aller involvierten Parteien voraus.

Selb­st­führung, Inklu­sion und Trans­parenz rück­en somit auf die Spitze der Tage­sor­d­nung eines New Work“-Personalentwicklungsplans. Acht­samkeit, Empathie und das Ver­trauen ins Selb­st sind die inneren Dimen­sio­nen der ganzheitlichen Entwick­lung. Während die Führungskraft sich vom Mikro­man­age­ment und total­itär­er“ Kon­trolle ver­ab­schieden muss, bere­it­et sich der/​die Mitarbeiter:in darauf vor, mit mehr Spiel- und Gestal­tungsspiel­raum umge­hen zu kön­nen. Diese erweit­erte Ver­ant­wor­tung stellt das Fun­da­ment für die Selb­stver­wirk­lichung am Arbeit­splatz dar und geht aber auch mit Äng­sten und ein­er natür­lich­er Abwehrhal­tung dem Wan­del gegenüber einher.

Ein solid­er Wan­del hin zu einem wirk­lich neuen Ver­ständ­nis der Arbeit berück­sichtigt die damit ver­bun­de­nen Her­aus­forderun­gen und investiert eben­so in die Verän­derung der organ­i­sa­tionalen Rah­menbe­din­gun­gen. Zudem involviert sie den Men­schen und gibt ihm den Raum für die entsprechende Entwick­lung der inneren Strukturen.


Ein Marathon und kein Sprint

Die Suche nach ein­er schnellen und effizien­ten Lösung ist fast schon zum ersten Leit­satz des heuti­gen Unternehmer­tums avanciert. Wer sich, seine Mitarbeiter:innen und damit auch sein Unternehmen jedoch nach­haltig zukun­ft­sori­en­tiert auf­stellen will, muss mehr als nur diesen einen Quick-fix“-Schritt im Blick haben. New Work“ kann im Rah­men eines zumin­d­est mit­tel­fristi­gen Prozess­es nach und nach in einem Unternehmen kul­tiviert werden.

Dass dieses Unter­fan­gen lohnend ist, zeigen bere­its einige Pio­niere unter den großen und kleinen Organ­i­sa­tio­nen, die sich auf diese Reise hin zu ein­er erfül­len­den und sinns­tif­ten­den Arbeit gemacht haben. Während sie äußer­lich die Rah­menbe­din­gun­gen adap­tierten, arbeit­eten sie ver­mehrt mit den Mitar­beit­ern und Führungskräften an einem neuen Rol­len­ver­ständ­nis, ein­er Feed­back­kul­tur, Inklu­sion und Trans­parenz. Die Umgestal­tung der Arbeitswelt soll uns schließlich nichts gerin­geres als Erfül­lung und Freude brin­gen, während sie die alten Gren­zen zwis­chen Arbeit und Leben ver­schwim­men lässt.

Sin­nvoller, men­schlich­er und fröh­lich­er soll die Arbeit von mor­gen sein. Wir haben heute die Möglichkeit dazu, die Weichen zu stellen und uns mit ganzheitlichen Ansätzen wie New Work“ die Zukun­ft zu erschaf­fen, in der wir sin­nvoll leben und arbeit­en wollen.

Self­check:

  • Was ist mein Lebenssinn? Was will ich wirk­lich tun?
  • Füh­le ich mich in mein­er aktuellen Arbeitssi­t­u­a­tion frei?
  • Wie wichtig sind mir Selb­st­bes­tim­mung und Selb­stver­wirk­lichung in meinem Alltag?
  • Welche Aspek­te meines täglichen Han­delns brin­gen mir mehr Erfül­lung, welche weniger?
  • Was kann ich daraus für mich und ins­beson­dere für mein Team/​Unternehmen ableiten?
  • Was wäre ein erster Schritt in Rich­tung New Work“, den ich unmit­tel­bar in meinem Ver­ant­wor­tungs­ge­bi­et umset­zen kann?
  • Welche Auswirkun­gen erhoffe ich mir von New Work“ in meinem Verantwortungsgebiet?


Lit­er­aturhin­weis:

Joana Brei­den­bach und Bet­ti­na Rol­low: New Work needs Inner Work: Ein Hand­buch für Unternehmen auf dem Weg zur Selb­stor­gan­i­sa­tion, Vahlen Ver­lag, 2. Edi­tion (16. Sep­tem­ber 2019)