Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator website Sie waren Wettbewerber. Heute bauen sie gemeinsam… – Kirsten Schrick

„Kirstens Konfekt“ – Exklusive Insights als Newsletter abonnieren

Sie waren Wettbewerber. Heute bauen sie gemeinsam ihre Zukunft.

Sie waren Wettbewerber. Heute bauen sie gemeinsam ihre Zukunft.

Was passiert, wenn Wet­tbe­wer­ber beschließen, zusam­men­zuar­beit­en? In einem Coach­ing-Prozess ent­stand aus drei Bil­dungsan­bi­etern ein ler­nen­des Net­zw­erk – und ein Mod­ell für Führung mit Zukunft.

Marc, vor einem Jahr sind erst­mals die Führung­steams der Macro­me­dia Uni­ver­si­ty, der AKAD Uni­ver­si­ty und der PFH Pri­vate Hochschule Göt­tin­gen zusam­mengekom­men in einem Work­shop. Alle drei Unternehmen gehören zur Galileo-Bil­dung­sh­old­ing. Was war damals für Dich der wichtig­ste Beweg­grund, dieses Tre­f­fen zu initiieren?

Marc Irmisch-Petit: Ich erin­nere mich noch gut an diesen Moment – drei Hochschulen, drei Kul­turen, drei Geschicht­en und ein Kom­pe­ten­z­cen­ter für Finance, IT und HR für alle drei Hochschulen. Und doch war da dieses Gefühl, dass wir an einem Punkt ste­hen, an dem das Nebeneinan­der nicht mehr reicht. Die Bil­dungs­land­schaft verän­dert sich ras­ant – Dig­i­tal­isierung, sink­ende Abi­turenten­zahlen, Kos­ten­druck, neue Lern­for­men und KI. In so ein­er Zeit wollte ich nicht, dass jede Hochschule in ihrem eige­nen Silo ver­sucht, das Rad neu zu erfind­en. Mein Impuls war: Lasst uns gemein­sam denken, bevor wir einzeln kämpfen. Ich wollte, dass wir ver­ste­hen: Wir sind keine Konkur­renten im klas­sis­chen Sinn. Wir sind Teil eines Sys­tems, das nur dann stark bleibt, wenn es sich aus­tauscht, lernt und Syn­ergien sucht. Also habe ich gesagt – lasst uns alle an einen Tisch set­zen. Nicht für eine Strate­giepräsen­ta­tion, son­dern um einan­der wirk­lich zuzuhören. Daraus ist der Work­shop Unit­ing Strengths, Shar­ing Suc­cess’ entstanden.

Du trägst Führungsver­ant­wor­tung sowohl für die Macro­me­dia Uni­ver­si­ty als auch für die Galileo-Hold­ing. Warum ist es ger­ade im kom­plex­en Bil­dungs­markt so entschei­dend, Koop­er­a­tion und Wet­tbe­werb zusammenzudenken?

Wenn man in zwei Wel­ten ste­ht – als CEO ein­er Hochschule und gle­ichzeit­ig als Teil eines Ver­bunds –, dann merkt man schnell: Reine Konkur­renz ist teuer, reine Koop­er­a­tion ist träge. Wir brauchen bei­des: den Ehrgeiz, bess­er zu sein und die Weisheit, zu teilen, was uns stark macht. Im Bil­dungs­markt von heute ist das kein nice to have’, son­dern eine Über­lebens­frage. Wenn wir anfan­gen, unsere Stärken zu verbinden – zum Beispiel in der Pro­gramm-Entwick­lung, in der Dig­i­tal­isierung oder im Recruit­ing – entste­ht ein Mul­ti­p­lika­tor­ef­fekt. Das war die Idee hin­ter der Coopetition: 

Wir dür­fen im Wet­tbe­werb ste­hen – aber nicht gegeneinan­der arbeit­en. Ich wollte, dass wir ler­nen, diesen schein­baren Wider­spruch zu umar­men. Nicht ein Entwed­er – Oder’, son­dern ein sowohl als auch’. Das funk­tion­iert nur, wenn man sich ver­traut und ver­ste­ht, wofür der andere steht.

Ich hat­te als Leitidee des Tre­f­fens die Coope­ti­tion vorgeschla­gen: gle­ichzeit­ig kooperieren und im Wet­tbe­werb beste­hen. Wie hast Du dieses Span­nungs­feld per­sön­lich erlebt – eher als Her­aus­forderung oder als Chance?

Ehrlich gesagt: als bei­des. Am Anfang war da dieses typ­is­che Unbe­ha­gen – jed­er bringt seine Per­spek­tive, seine Pri­or­itäten, seine KPIs mit. Da ist automa­tisch eine Span­nung im Raum. Aber genau diese Span­nung fand ich pro­duk­tiv. Coope­ti­tion ist wie eine gut ges­timmte Gitarre: Wenn alle Sait­en gle­ich sind, klingt es lang­weilig. Wenn sie zu unter­schiedlich sind, schep­pert es. Aber wenn du sie fein abstimmst – dann entste­ht Musik. Für mich war das eine Führungser­fahrung: Ich musste ler­nen, nicht Har­monie um jeden Preis zu suchen, son­dern Res­o­nanz. Also Momente, in denen Unter­schiedlichkeit spon­tan Energie freiset­zt. Das Span­nungs­feld war kein Prob­lem – es war der Beweis, dass wir wirk­lich miteinan­der arbeiten.

Wenn Du heute, ein Jahr später, auf die Deine Organ­i­sa­tion schaust: Siehst du Coope­ti­tion als tragfähiges Konzept – oder über­wiegt im Moment doch das Konkur­ren­z­denken und das Sichdurchsetzen?

Ich sehe Coope­ti­tion als etwas, das wach­sen muss – wie Ver­trauen. Natür­lich gibt es Konkur­renz, das ist auch gut so. Jede Hochschule braucht ihr Pro­fil, ihren Stolz, ihre Eigen­marke. Aber was sich verän­dert hat, ist das Bewusst­sein: Wir sind stärk­er, wenn wir uns nicht als Inseln ver­ste­hen. Die Pro­jek­te, die daraus ent­standen sind – wie die gemein­same Dig­i­tal Library oder der KI-Kom­pass – zeigen, dass Koop­er­a­tion kein Lip­pen­beken­nt­nis war. 

Coope­ti­tion funk­tion­iert, wenn sie konkret und nüt­zlich ist. Wenn Men­schen merken: Ich prof­i­tiere davon, und gle­ichzeit­ig entste­ht etwas Größeres. Also ja, es gibt noch Konkur­ren­z­denken. Aber es ist einge­bet­tet in ein neues Ver­ständ­nis von gemein­samer Ver­ant­wor­tung. Und das ist, finde ich, ein echter Kulturwandel.

Am kom­menden Dien­stag veröf­fentlichen wir den zweit­en Teil des Interviews.