Die Gesundheit ist weiblich - der natürliche Weg zu einer menschlicheren Arbeitswelt
Vor kurzem wurde ich als Panelteilnehmerin und Workshopmoderatorin für die Tagung „Period of Change 2024“ angefragt. Das Thema war „Zyklusgesundheit“.
Meine erste Reaktion war Verwunderung. Offengestanden hatte ich mich noch nie mit diesem Thema beschäftigt. Ich gehöre zu einer Generation von Frauen, bei denen das Funktionieren im Vordergrund stand.
Niemals wäre ich gegenüber Kund:innen oder meinen früheren Führungskräften auch nur im Traum darauf gekommen, eventuelles Unwohlsein rund um meine Periode offiziell zu adressieren. Ich machte stets meinen Job und litt still. Dazu kommt, dass meine letzte Menstruation schon einige Jahre zurückliegt. Daher fragte ich mich, warum die Veranstalter:innen mich ansprachen. Im Gespräch wurde mir schnell klar, dass es nicht nur um den Zyklus an sich geht, sondern um die Frage, welche strukturellen Voraussetzungen Unternehmen schaffen müssen, um dieses wichtige Anliegen ernsthaft zu integrieren, ein Tabuthema aus der Ecke zu holen und öffentlich diskussionsfähig zu machen.
Ich begann, mich mit dem Thema Zyklusgesundheit auseinanderzusetzen und stellte mir die Frage: Warum fällt es vielen Unternehmen offenbar schwer, sich damit zu beschäftigen? Meiner Meinung nach hat das auch etwas mit dem Selbstverständnis von Organisationen zu tun. Häufig haben wir ein Bild von ihnen, das einer Maschine gleicht: Alles muss perfekt funktionieren, es darf kein Sand im Getriebe sein, der die Produktivität und den Gleichlauf stört.
Dieses mechanische Bild lässt wenig Raum für die biologischen Rhythmen der Menschen, die in diesen Organisationen arbeiten. Ganz anders ist es, wenn wir von Wirtschaft und Betrieben als Ökosystem sprechen. Dann gibt es ein Verständnis von Unternehmen als lebende Organismen, in dem Mitarbeitende als natürliche Wesen betrachtet werden. Doch dieser Ansatz bleibt häufig in der Theorie verhaftet. Ich bin daher überzeugt, dass das fehlende organische Verständnis von Unternehmen eine der Ursachen ist, warum Zyklusgesundheit bisher noch nicht ausreichend thematisiert worden ist und häufig in einer Tabuzone bleibt.